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VON WILJO PIEL
Hülchrath ist der einzige Ort im Rhein-Kreis, der sich der Landesjury im Wettbewerb der schönen Dörfer stellt. Die Preisrichter kommen am 21. August. Die Hülchrather sind vorbereitet – doch die Wahlwerbung macht ihnen Sorgen.
Hülchrath 2003 holte Hülchrath die Bronze-Plakette, drei Jahre später gab es Silber. Und 2009? "Natürlich Gold – das wäre jetzt an der Reihe", meint Rudi Day (71) vom 270 Mitglieder starken Dorfgemeinschaftsverein zuversichtlich. Obwohl: Das Edelmetall ist für die Bewohner des historischen Städtchens eigentlich nur Nebensache. "Wichtig ist, dass wir hier zusammen etwas für die Orts-Entwicklung unternehmen. Mittlerweile ziehen fast alle an einem Strang – und das hat unserem Dorf und der Gemeinschaft sehr gut getan", erklärt Days Mitstreiter Theo Lys.
Seit gut acht Jahren beteiligen sich die Hülchrather am landesweiten Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft", drei Mal holten sie sich bereits den Kreissieger-Titel. "Das kam nicht von selbst", erinnert sich Lys. Mit jede Menge Eigenleistung, aber auch mit einem finanziellen Aufwand von über 50 000 Euro brachte die eigens gegründete Dorfgemeinschaft das 720-Seelen-Städtchen nach und nach auf Vordermann. Der Kindergarten wurde mit einem "Pfad der Sinne" ausgestattet, historisch bedeutsame Plätze erhielten "Erklär-Schilder", die Herzogstraße bekam acht nostalgische Leuchten, elf weitere sollen auf der Broichstraße folgen.
Das neueste Projekt ist der alte Friedhofseingang am Ortseingang. "Mit Hilfe von Fachleuten haben wir das marode Mauerwerk und die verwitterte Inschrift des 134 Jahre alten Tores saniert. Das war eine Herzensangelegenheit vieler Bewohner", erklärt Konrad Hoffmann (61). Ein weiteres Novum: Die Hülchrather haben die Sichtachse zum Schloss komplett freischneiden lassen. "Wer jetzt vom Jägerhof kommt, sieht gleich den so genannten Flak-Turm.
Dieser Anblick bot sich hier schon seit gut 50 Jahren nicht mehr", weiß Rudi Day.
Nächste Woche wird ein weiteres Projekt enthüllt: Auf dem Sebastianusplatz entsteht ein Info-Punkt: Pfarrgemeinde, Dorfgemeinschaft und Bruderschaft werden sich und ihre Aktivitäten dort vorstellen. 6000 Euro haben die Dorfbewohner für dieses Vorhaben gesammelt. "Das wird einer der Anlaufstellen für die Jury sein", erklärt Theo Lys.
Die Preisrichter werden am 21. August um 11.30 Uhr erwartet. Exakt 90 Minuten haben die Hülchrather Zeit, um ihre Dorfentwicklung in den höchsten Tönen zu loben. "Das wird knapp werden, aber wir haben einen minutiösen Zeitplan ausgearbeitet – ich denke der haut hin", meint Rudi Day. Für alle Fälle wurde eine Vierfarb-Broschüre über den Ort erstellt, die jeder Preisrichter in die Hand gedrückt bekommt. Stationen auf dem Weg durchs Dorf werden unter anderem der Kindergarten, die ehemalige Synagoge, die Kirche, das Schloss und der Garten des Künstlers Ingo Heintzen sein: "Ein herrliches Fleckchen", schwärmt Day.
Ein Problem haben die Hülchrather indes noch: die Wahlplakate. "Unser Ort ist geradezu zugepflastert worden – grausam. Das wird die Jury nicht beeindrucken", ärgert sich Theo Lys. Er bittet die Parteien, ihre Plakate für den 21. August zu entfernen. Und Lys fügt listig hinzu: "Wer dann noch hängt, wird am 30. nicht gewählt."